DemeK

Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen der Grundschule

Zum erfolgreichen Lernen müssen Kinder vor allen Dingen die Unterrichtssprache beherrschen. Die ist übrigens nicht nur für diejenigen ein Problem, die nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind, denn die Schulsprache ist auch für deutschen Kinder häufig eine andere als die, die zuhause gesprochen wird. 

In mehrsprachigen Klassen, und das sind heute die meisten Schulklassen, sitzen Kinder mit ganz unterschiedlichen Sprachkenntnissen zusammen – für die einen ist Deutsch die Muttersprache, die sie schon gut können, für andere ist sie die Zweitsprache, und wieder andere sind als Kinder hierher gekommen und sie lernen Deutsch als Fremdsprache. 

DEMEK – „Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen“ –  soll das Sprachlernen für all diese Kinder verbessern. Als türkisches Wort bedeutet „demek“ übrigens sagen, bedeuten.

DEMEK beruht auf der Methode der generativen Textproduktion. Dabei produzieren Kinder Texte auf der Grundlage vorgegebener Textmuster, zum Beispiel „Die kleine Frosch-Geschichte“: 

Denkt euch nur, der Frosch ist krank.
Da liegt er auf der Ofenbank.
Er quakt nicht mehr, wer weiß wie lang.
Denkt euch nur, der Frosch ist krank.

Im nächsten Schritt sprechen die Kinder den Vers nach, möglichst so lange, bis sie ihn fast auswendig können. Dann sammelt die Klasse gemeinsam Wörter: Wer könnte noch krank geworden sein?

Die Katze, der Hund, das Lama, die Mama, der Papa, das Baby, mein Freund, das Krokodil, unsere Lehrerin, alle Lehrer, meine Eltern.

Nun werden die Wörter in die Geschichte eingesetzt. Und es müssen die Verben und die Pronomen verändert werden: 

Denkt euch nur, die Katze ist krank.
Da liegt sie auf der Ofenbank.
Sie miaut nicht mehr, wer weiß wie lang.
Denkt euch nur, die Katze ist krank.

Weitere Verben werden gesucht und eingesetzt: Die Lehrerin lacht, der Freund kommt, das Lama spuckt usw.

Die Kinder schreiben dann jedes seine eigene Geschichte und lesen sie sich gegenseitig vor. Dabei lernen sie die grammatischen Regeln implizit, nicht, indem sie eine Regel erklärt bekommen und auswendig lernen, sondern durch Beispiele, durch Vergleich von Veränderungen. Und dabei lernen sie nach und nach die für die Reflexion über Sprache notwendigen Begriffe.

Der Psychologe und Neurologe Manfred Spitzer richtet sich in seinem Buch „Lernen“ gegen die Vorstellung, dass explizite Regelvermittlung Sprachkönnen zur Folge hat:

„Unser Gehirn ist auf das Lernen von Allgemeinem aus. Dieses Allgemeine wird aber nicht dadurch gelernt, dass wir allgemeine Regeln lernen. – Nein! Es wird dadurch gelernt, dass  wir Beispiele verarbeiten (…) und aus diesen Beispielen die Regeln selbst produzieren.“

Daran knüpft DEMEK an. Auch Kinder mit geringeren deutschen Sprachkenntnissen können so eigenständig sprachlich korrekte Texte produzieren. Kinder mit guten Deutschkenntnissen haben viel Spielraum, durch den kreativen Einsatz ihrer Wörter  den Texten immer wieder den von ihnen selbst gewünschten Sinn zu geben, wie in dem Beispiel, das Monika Lüth aus ihrem Unterricht erzählt:

Okan hat geschrieben: als das der Torwart sah, da schrie er: Du kannst springen, aber ich kann etwas, was du nicht kannst! Ich kann gut Bälle halten! Ich kann besser als alle anderen Bälle halten. Und er hielt und hielt und hielt. Und ein anderer Junge dann: Als dass der Obama sah, sagte er: Du kannst halten, aber ich kann etwas, was du nicht kannst: ich kann schön reden! Ich kann schöner reden als alle anderen reden. Und er redete und redete und redete.

Das DEMEK-Konzept  wird in einer ganzjährigen, schulinternen Fortbildung mit  anschließender Umsetzungsbegleitung vermittelt.

Einsatzmöglichkeiten von DEMEK sind: Die Artikelkennzeichnung, Reime, Lieder, Zungenbrecher für alle Kinder, Satzsprachspiele für die Alltagssätze von Kindern, Gedichte und Texte zur generativen Textproduktion, Sprachbasteleien  zur Unterstützung des Rechtschreibgespürs, Feststellen von Sprachständen. DEMEK kann in allen Fächern eingesetzt werden.
Es ist nun Bestandteil eines Programms der Bezirksregierung Köln, das in 26 Schwerpunktschulen mit besonders vielen mehrsprachigen Schülern die Sprache und die Unterrichtsqualität verbessern soll.
Vertiefende Informationen und Beispiele gibt es HIER!